Statistiken belegen: Weltweit sind chronische Krankheiten vor allem in Industriestaaten weit verbreitet. Kein anderes Gesundheitsproblem fordert so viele Todesfälle, löst solch ökonomischen Folgen aus. Doch welche Erkrankungen werden in den Untersuchungen geführt? Ist Blutdruck eine chronische Krankheit, Rheuma oder Raucherhusten? Wir erklären im folgenden Beitrag, was chronische Krankheiten sind.
Was sind chronische Erkrankungen?
Auf das altgriechische Wort „chronos“ für „Zeit“ geht der Begriff „chronisch“ ebenso zurück wie auf das lateinische „chronicus“. Dieser Begriff wird wiederum mit „langwierig“ übersetzt. Doch Zeit ist bekanntlich relativ. Ab wann also gelten in der Medizin Krankheiten als chronisch?
Begriffsdefinition
Was ist eine chronische Erkrankung? Um es vorwegzunehmen: Eine präzise Definition für chronische Krankheiten gibt es nicht. Allerdings ist allgemein anerkannt, dass sie gegenüber akuten Krankheiten
- besonders lange andauern
- nur schwer oder gar nicht heilbar sind
- wiederholte Behandlungen erfordern
In vielen Fällen müssen Betroffene ihr Leben lang medizinisch betreut werden. Das Bundesministerium für Gesundheit setzt eigene Regeln an. Danach müssen chronisch Kranke entweder
- innerhalb eines Jahres mindestens einmal pro Quartal aufgrund derselben Gesundheitsbeschwerden einen Arztbesuch
- einen Pflegegrad der Stufe 3 oder höher
- eine Behinderung oder eine um mindestens zu 60 Prozent geminderte Erwerbsfähigkeit vorweisen können
oder
- nach professioneller Einschätzung ohne regelmäßige medizinische Versorgung eine reduzierte Lebenserwartung oder Lebensqualität erwarten.
Grundsätzlich können sich unterschiedlichste Gesundheitsprobleme zu chronischen Krankheiten entwickeln. Dabei reicht die Bandbreite von Krebs über Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis zu Diabetes. Gut möglich also, dass man sie nicht auf Anhieb erkennt. Im Zweifelsfall können Mitglieder von Valmedica einen sofortigen Arzttermin vereinbaren. So kann man sichergehen, ob bei den Beschwerden ein langandauernder Verlauf anzunehmen ist.
Chronische Erkrankungen in Zahlen
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind zwei von drei Todesfälle auf chronische Krankheiten zurückzuführen. In Deutschland leiden rund 40 Prozent aller Personen ab 16 Jahren an chronischen Erkrankungen. Dabei steigt der Anteil mit zunehmendem Alter überproportional an. So erhöht sich die Prozentzahl von insgesamt 43 bei Frauen ab 65 Jahren auf über 58 Prozent. Bei den Männern steigt die Durchschnittszahl von 38 Prozent ab 65 Jahren auf gut 55 Prozent. Und jeder fünfte Arbeitnehmer geht hierzulande inzwischen wegen einer chronischen Krankheit früher in Rente.
Diese Daten liefern Ihnen bereits einen Grund, weshalb sich Patientenzahlen innerhalb der vergangenen Jahrzehnte so stark erhöht haben. Denn primär sind ältere Menschen betroffen – und die Lebenserwartung steigt kontinuierlich an. Doch zurücklehnen sollte sich auch die Generation Z nicht. Junge Menschen sind ebenfalls Risikofaktoren ausgesetzt.
Risikofaktoren
Ursächlich für die meisten chronischen Krankheiten ist der bequeme, oft ungesunde Lebensstil der Einwohner westlicher Industrieländer. Zu wenig Bewegung, zu zucker- und fetthaltiges Essen, Tabak- und Alkoholkonsum führen zu Bluthochdruck, Fettstoffwechselkrankheiten oder Übergewicht. Anders als bei einer genetischen Veranlagung kann man diese Risikofaktoren durch sein Verhalten steuern. Denn man muss chronische Krankheiten nicht akzeptieren. Schon geringe Veränderungen im Alltag wie regelmäßige Sporteinheiten oder nährstoffreiche Speisen können die Gesundheit positiv beeinflussen.
Wer bereits von anhaltenden physischen oder psychischen Beschwerden betroffen ist, möchte womöglich wissen, wie oft man bei einer chronischen Erkrankung eine Reha in Anspruch nehmen kann? Aktuell steht berechtigten Anspruchstellern alle vier Jahre eine Rehabilitationskur zu. In Extremfällen werden auch kürzere zeitliche Abstände bewilligt.
Liste der häufigsten chronischen Erkrankungen / Krankheiten
Chronische Krankheiten sind vielfältig und können den gesamten Körper betreffen:
- Gelenke, Knochen
- Herz, Lunge
- zentrales Nervensystem
- Stoffwechsel, Blutgefäße
Doch was sind die häufigsten chronischen Erkrankungen? Wir haben eine Liste mit chronischen Krankheiten zusammengestellt, die besonders oft diagnostiziert werden.
Hautkrebs
Hautkrebs kann in zwei Arten auftreten. Weißer Hautkrebs ist in der Regel durch einen chirurgischen Eingriff heilbar. Beim schwarzen Hautkrebs hingegen handelt es sich mittlerweile um eine chronische Krankheit. Vor einigen Jahren kam die Diagnose eines malignen Melanoms noch einem Todesurteil gleich. Heute profitieren selbst Risikogruppen von neuen, erfolgversprechenden Therapien.
Diabetes mellitus
Diabetes mellitus ist auch als Typ-2-Diabetes bekannt. Die Zuckerstoffwechselerkrankung wird durch einen Mangel am lebenswichtigen Hormon Insulin ausgelöst. Früher als Altersdiabetes bekannt, erkranken aufgrund ihres ungesunden Lebensstils mehr und mehr junge Personen an der Zuckerstoffwechselstörung.
Depression
Auch psychische Krankheiten können andauern, gelindert, aber nicht immer geheilt werden. Besonders häufig werden schwere Depressionen nach jahrelangen, pausenlosen Stresssituationen im Berufs- und Privatleben diagnostiziert. Nach einem Modell des deutsch-amerikanischen Psychoanalytikers Herbert Freudenberger durchlaufen Betroffene insgesamt zwölf Burnout-Phasen. Jedes neue Stadium reduziert die Lebenslust, steigert das Desinteresse selbst an Familie und Freunden. Am Ende folgen einer kompletten körperlichen und seelischen Erschöpfung oftmals Suizidgedanken.
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung
Eine dauerhafte Verengung der Bronchien und Schädigung der Lunge sind Anzeichen für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Zu den deutlich wahrnehmbaren COPD-Symptomen zählen
- Atemnot selbst in Ruhephasen
- Husten mit Auswurf
- pfeifende Geräusche beim Luftholen
- starke Erkältungsschmerzen
Auslöser sind zumeist intensiver Tabakkonsum, eine verschleppte Bronchitis oder Asthma. In Ausnahmefällen liegt eine angeborene Störung der Lungenentwicklung vor. In den meisten Fällen diagnostizieren Ärzte die chronische Erkrankung bei Patienten im letzten Lebensdrittel. Eine COPD ist nicht heilbar, lässt sich allerdings durch eine Medikamenteneinnahme lindern.
Bluthochdruck / Hypertonie
Hoher Blutdruck zählt ebenfalls zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Dabei führt fast immer der eigene Lebensstil zu einer Hypertonie. So liegt es an einem selbst, die Intensität dieser Gesundheitsbeschwerden zu mindern. Geeignete Maßnahmen bestehen in
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regelmäßigen körperlichen Aktivitäten
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Verzicht auf Alkohol und Tabak
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Stressreduzierung
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einer ausgewogenen Ernährung
Multiple Sklerose (MS)
Multiple Sklerose kann Menschen bereits im Kindesalter treffen – 20- bis 40-Jährige sind weltweit am häufigsten betroffen. Die chronische Entzündung des zentralen Nervensystems beinhaltet regelmäßige akute Krankheitsschübe, die den Gesundheitszustand des Patienten jeweils weiter verschlechtern. Von insgesamt rund 2,5 Millionen Betroffenen leben gut 200.000 in Deutschland – mehr als zwei Drittel sind weiblichen Geschlechts.
Lupus
Der lateinische Lupus ist ein deutscher Wolf – und der Name einer besonderen chronischen Erkrankung. Denn bei der Autoimmunkrankheit hält Ihr eigenes Immunsystem gesundes Gewebe fälschlicherweise für schädlich und greift es mit Antikörpern gezielt an. Die Krankheit kann verschiedenste Körperorgane befallen. Auch sie lässt sich nicht heilen, sondern nur therapieren. Rund 35.000 Fälle sind deutschlandweit derzeit bekannt – die Ursachenforschung läuft.
Chronische Migräne
Ist Migräne eine chronische Krankheit? Zumindest können sich die starken Kopfschmerzen von einer episodischen in eine chronische Migräne verwandeln. Hier wird der Begriff „chronisch“ zeitlich exakt definiert. So muss man an mindestens 15 Tagen monatlich unter Kopfschmerzen, davon an mindestens acht Tagen unter Migräne (mit Aura), leiden. Und dies über einen Zeitraum von über drei Monaten. Zudem dürfen keine externen Gründe wie Nebenwirkungen von Arzneimitteln als Auslöser für die andauernden Kopfschmerzen infrage kommen.
Chronische Erkrankungen bei Kindern
Beeinflussen Kinder und Jugendliche ebenfalls die Liste aller gängigen chronischen Erkrankungen? Ja und Nein zugleich. Oftmals treten erste Symptome zwar bereits in jungen Lebensjahren auf. Doch erst im Erwachsenenalter machen sie sich auch bemerkbar – dann bereits als chronische Erkrankung. Wer an andauernden Gesundheitsbeschwerden leidet, findet den Grund möglicherweise Jahrzehnte in der Vergangenheit.