Die Abkürzung „COPD“ für den englischsprachigen Ausdruck „chronic obstructive pulmonary disease“ wird international verwendet. In Langform übersetzt, handelt es sich bei der Atemwegserkrankung um eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit. Doch was genau steckt dahinter? Ab wann ist eine Erkrankung chronisch, was bedeutet obstruktiv? Wir erklären im folgenden Beitrag, welche Symptome COPD von anderen Lungenkrankheiten unterscheiden.
Was ist COPD?
Unter dem Begriff „Lungenkrankheit“ können sich die meisten etwas vorstellen. „Obstruktiv“ ist vielen hingegen möglicherweise nicht geläufig. Abgeleitet wird es vom lateinischen „obstructio“ für „Verschluss“. In der Medizin bezeichnet es eine irreparable Organverengung. So wird beispielsweise bei der koronaren Herzkrankheit der Durchmesser Ihrer Herzgefäße immer geringer. Bei der COPD hingegen sind die Atemwege verengt.
Das Fremdwort „chronisch“ hat sich in unseren Sprachgebrauch eingebürgert. Doch ab wann dauern Krankheiten lange an? Eine offizielle Zeitangabe gibt es hierfür nicht. Dennoch ist allgemein anerkannt, dass chronische Krankheiten
- mindestes über Monate andauern
- regelmäßige medizinische Versorgung erfordern
- nicht oder nur äußerst schwer heilbar sind
Die COPD fällt unter die nicht heilbaren Erkrankungen. Dabei bleibt es nicht bei einer Abnahme der Lungenkapazität. Im fortgeschrittenen Stadium können die Schädigungen auch auf andere innere Organe übergreifen, den Stoffwechsel, Blutkreislauf, Knochen oder Muskulatur.
Ärzte unterscheiden zwei Hauptformen der COPD:
- Bei einer COPD mit chronischer Bronchitis bilden sich Entzündungen in den kleinen Atemwegen.
- Bei einer COPD mit Lungenemphysem werden die Trennwände zwischen den Lungenbläschen zerstört. Stattdessen bilden sich Luftblasen, die den reibungslosen Gasaustausch beschränken: Es gelangt weniger Sauerstoff in Ihre Blutbahnen.
Eine exakte Abgrenzung ist schwer zu ziehen. In beiden Fällen ist man schnell erschöpft. Viele Patienten zeigen bei einem COPD-Test Symptome beider Varianten.
Ursachen und Entstehung der Lungenerkrankung
Primar begünstigen Luftschadstoffe die Entwicklung dieser chronischen Erkrankung. Wer Raucher ist, am Arbeitsplatz ungesunde Dämpfe einatmet oder in einer Stadt mit heftigem Smog lebt, gehört zur Risikogruppe. Doch auch eine genetische Veranlagung kann die irreparable Entzündung der Atemwege erzeugen. Und selbst, wenn keine der genannten Ursachen zutrifft, kann man eine Erkrankung nicht gänzlich ausschließen. Experten forschen noch immer an den genauen Auslösern.
Mit der Zunahme giftiger Stoffe in die Atemwege verändert sich das Lungengewebe. Unter anderem bildet sich das lebenswichtige Strukturprotein in zu großen Mengen. So verbleibt Narbengewebe an den Lungenrändern und verengt die Atemwege. Zeitgleich spannt sich die glatte Bronchienmuskulatur an, die Bronchiendrüsen steigern die Schleimproduktion. Die Schleimhaut schwillt an und beeinträchtigt den Selbstreinigungsmechanismus der Bronchien.
Doch weshalb nehmen die Entzündungsprozesse bei COPD-Patienten so stark zu? Nicht alle Lungenpatienten leiden an der chronisch obstruktiven Krankheit. Noch immer sind sich selbst Fachleute uneinig. Aktuell werden zwei Thesen diskutiert:
- Eine Theorie begründet den schweren Krankheitsverlauf mit einem Proteasen-Antiproteasen-Ungleichgewicht. Zunächst setzen enzymabbauende Proteine nach dem Einatmen von Nikotin oder Feinstaub Helferzellen in Gang. Das aktivierte Immunsystem sendet Signale an seine Entzündungsbotenstoffe, neutrophile Granulozyten nisten sich in der Bronchienschleimhaut ein. Dort verbinden sie sich mit Makrophagen, die normalerweise schädigende Erreger identifizieren und zerstören. Bei der COPD setzen die Untergruppen der weißen Blutkörper gemeinsam zellschädigende Proteasen frei. Diese Enzyme wiederum bauen Eiweiße ab und zerstören so umliegendes Gewebe. Die schützenden Antiproteasen werden zugleich neutralisiert.
Gestützt wird diese Annahme durch Untersuchungsergebnisse, die bei COPD-Patienten erhöhte Mengen von Proteasen aufweisen.
- Demgegenüber sehen andere in oxidativem Stress den Entstehungsgrund der COPD. Als Zwischenprodukte des Stoffwechsels versuchen die auch „Freien Radikale“ genannten Sauerstoffverbindungen, benachbarten Molekülen Elektronen zu entreißen. Im Erfolgsfall setzen sie eine Kettenreaktion in Gang und schwächen so die antioxidative körpereigene Abwehr. Es entsteht oxidativer Stress.
Doch es gibt Kritik an diesem Erklärungsversuch. Denn das Oxidantien-Antioxidantien-Ungleichgewicht ist kein Alleinstellungsmerkmal der obstruktiven chronischen Lungenkrankheit. So zeigt es sich auch bei Patienten mit Lungenfibrose oder Asthma.
Noch schwelt der Streit, noch mangelt es an unwiderlegbaren Beweisketten. Einig sind sich Mediziner, dass ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel definitiv eine COPD auslösen kann. Bedingt durch einen Gendefekt, produziert die Lunge den Eiweißstoff Alpha-1-Antitrypsin in unzureichender Menge. Ein Protein, das ebenfalls schädigende, eiweißspaltende Proteasen bekämpft.
Die wichtigsten COPD-Symptome auf einen Blick
Obgleich nicht alle Patienten die identischen und in Einzelfällen gar keine Beschwerden fühlen, gibt es innerhalb einzelner COPD-Stadien typische Symptome.
Zumeist beginnt alles mit einer chronischen Bronchitis. Der weitere Verlauf zieht sich über Jahre. Erste Anzeichen erkennt man in der Dauer und Stärke der Beschwerden. Liegt eine COPD vor, leidet man pro Jahr für jeweils mindestens drei Monate unter
- permanentem Husten
- vermehrter Schleimbildung
- unangenehmem Auswurf
- ungewohnter Kurzatmigkeit
Zunächst treten COPD-Symptome in leichter Form und selten auf. Im Laufe der Zeit werden sie stärker, ihre Abstände verkürzen sich: Das Blut erhält nicht mehr ausreichend Sauerstoff.
Die „Global initiative for chronic Obstructiv Lung Disease (GOLD)“ unterteilt eine COPD in die Kategorien GOLD 1 bis GOLD 4. Die Einstufung richtet sich nach der Schwere der Atemwegsverengung. Sie wird in FEV1 („Forced Expiratory Volume in 1 Second“) angegeben. Diese „Einsekundenkapazität“ misst größtmögliche Luftmenge, die man während einer Sekunde ausatmen kann.
- GOLD 1: Die Lungenfunktion beträgt über 80 Prozent des altersgerechten Sollwerts
- GOLD 2: Die Lungenfunktion beträgt 50 Prozent des FEV1-Durchschnitts
- GOLD 3: Die Lungenfunktion ist auf einen Prozentsatz von 30 bis 50 gesunken
- GOLD 4: Die Lungenfunktion liegt unter 30 Prozent des Normwerts
Verschlechterungen der Erkrankung werden durch die Buchstaben A bis D berücksichtigt. Sie weisen auf die Ausprägung der Symptome hin.
- A: Atemnot bei leichter Aktivität
- B: Kurzatmigkeit bei Geh-Tempo
- C: Erzwungene Geh-Pause nach spätestens 100 Metern
- D: Sie können Ihr Haus nicht mehr verlassen
Bei Symptomen ab der COPD-Stufe 3 gilt die Erkrankung als schwer. Anzeichen für das COPD-Endstadium liegen in fast kompletter Immobilität.
COPD-Symptome ähneln denen einer Herzinsuffizienz. Auch hier leidet ihre physische Leistungsfähigkeit aufgrund von Kurzatmigkeit. Allerdings kommen bei COPD-Symptomen wie Schmerzen im Bereich von Brust, Beinen und unterem Rücken hinzu. Schulter-, Nacken- und Kopfschmerzen treten hingegen selten auf.
Die bedeutendsten COPD-Symptome betreffen die Lunge. Patienten leiden unter der sogenannten AHA-Symptomatik: Atemnot, Husten und Auswurf. Zudem können sich röchelnde Geräusche beim Ausatmen einstellen sowie ein Engegefühl in der Brust.
Möglicherweise lagert sich auch Wasser in den inneren Organen ein. Bei einigen Patienten mit COPD wird der Bauch immer dicker.
Als Mitglied bei Valmedica erhält man unverzüglich Gewissheit, ob es sich bei den Atembeschwerden um eine chronisch obstruktive Lungenkrankheit handelt.
Die COPD-Exazerbation: Auslöser und Anzeichen
Es bleibt nicht immer bei der einschneidenden Kurzatmigkeit. Eine COPD kann sich noch weiter verschärfen. Bekannt ist dieses Krankheitsphänomen als COPD-Exazerbation (lateinisch: Verschlimmerung). Ausgelöst wird diese in der Regel durch:
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bakterielle oder virale Infekte
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Atemwegs-Medikamente
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Herzkrankheiten
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Verletzung des Brustkorbs
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nasskaltes Wetter
Je weiter die Lungenfunktion abnimmt, desto eher führen diese externen Faktoren zu einer weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustands. Allerdings erlebt man bei einer Exazerbation zwischendurch auch gute Phasen. So fällt die Diagnose selbst Experten schwer. Fest steht, dass ihre Auswirkungen lebensbedrohlich sein können und unverzüglich medikamentös behandelt werden sollten.