Manche Menschen sind verunsichert, wenn es um das Thema Impfung geht. Es kann helfen, zu verstehen, was genau im Körper bei einer Impfung vor sich geht, und wann und wie eine Impfung wirkt. Im folgenden Beitrag gehen wir diesen Fragen nach.
Der Körper und sein Immunsystem
Die Aufgabe des Immunsystems unseres Körpers ist es, Bakterien, Viren oder Pilze abzuwehren. Das geschieht über Schutzbarrieren im Inneren, aber auch an den Außengrenzen des Körpers – auf der Haut etwa sorgen besondere Mikroorganismen dafür, krankheitserregende Pilze und Bakterien fernzuhalten. Trotz dieser inneren und äußeren Abwehrmechanismen schaffen es Krankheitserreger, in den Körper einzudringen. In dem Fall reagieren die inneren Abwehrmechanismen und gewisse Zellen im Blut setzen sich gegen die Eindringlinge zur Wehr.
Spezielle Abwehrzellen und Abwehrstoffe sind exakt auf die krankmachenden Erreger ausgerichtet und sind so in der Lage, diese gezielt und nachhaltig zu attackieren. Der Prozess, Zellen und Stoffe zu bauen, nimmt jedoch einige Tage in Anspruch. Diese Zeit können Erreger nutzen, um sich auszubreiten und im schlimmsten Fall dem Körper bleibenden Schaden zuzufügen.
Um schneller reagieren zu können, merkt sich das Immunsystem beim ersten Kontakt die Form und das Verhalten der krankmachende Erreger. Sollten sie nach einiger Zeit – auch Jahre später – wieder in den Körper eindringen, stehen die Abwehrzellen und Abwehrstoffe sofort zur Verfügung. Genau das macht man sich bei einer Impfung zunutze.
Was passiert beim Impfen im Körper?
Bei einer Impfung fügt man dem Körper einen Impfstoff hinzu, der abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger oder Bruchstücken der Krankheitserreger enthält. Das soll dazu führen, dass der Körper auf sein „Gedächtnis“ zurückgreift und damit beginnt, Antikörper zu bilden.
Aktive Immunisierung
Eine aktive Immunisierung erfordert die Aktivierung der körpereigenen Abwehr. Dabei reagiert der Körper auf abgetötete oder stark abgeschwächte Erreger oder deren Fragmente im Impfstoff. Diese Erreger können selbst keine oder nur eine mildere Krankheit auslösen, stimulieren jedoch die Produktion von Antikörpern im Körper. Dieser Prozess dauert Tage bis Wochen.
Die produzierten Antikörper bieten später Schutz vor einer spezifischen Infektionskrankheit. Nach der Grundimmunisierung bleibt dieser Schutz normalerweise mehrere Jahre bestehen. In vielen Fällen ist jedoch nach einer gewissen Zeit eine Auffrischimpfung erforderlich.
Passive Immunisierung
Im Gegensatz dazu erhält die körpereigene Abwehr bei der passiven Immunisierung direkte Unterstützung. Der Impfstoff enthält bereits vorhandene Antikörper gegen bestimmte Erreger, normalerweise von anderen Menschen, gelegentlich auch von Tieren. Dies hat einen sofortigen Schutz zur Folge, der allerdings nur vorübergehend hält – einige Wochen bis drei Monate. Passive Immunisierung hilft insbesondere, wenn jemand Kontakt mit einem Erreger hatte, gegen den sie oder er nicht geimpft wurde.
Der Nutzen einer Impfung
Der individuelle Nutzen von Impfungen liegt darin, dass sie eine vollständige oder milde Erkrankung an bestimmten Infektionskrankheiten verhindern. Das ist vor allem bei schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Tetanus oder Masern von Vorteil.
Darüber hinaus profitiert die Gesellschaft erheblich, wenn viele Menschen geimpft werden. Hohe Impfraten können dazu führen, dass bestimmte Krankheitserreger erst regional und schließlich weltweit ausgerottet werden können. Ein erfolgreiches Beispiel sind Pocken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte die Welt im Jahr 1980 für “pockenfrei”, und heute existieren die Pockenerreger nur noch in zwei Laboratorien in Russland und den USA.
Durch konsequente Impfungen besteht auch die Aussicht, in naher Zukunft die Kinderlähmung (Poliomyelitis) auszurotten. Die WHO hat sich auch das Ziel gesetzt, die Masern auszurotten, obwohl die Durchimpfungsraten in dieser Hinsicht noch deutlich zu niedrig sind, um dieses Ziel in den kommenden Jahren zu erreichen.
Wie schnell wirken Impfungen?
Die gebildeten Antikörper und Gedächtniszellen verhindern beim Kontakt mit den jeweiligen Erregern, dass sich die Keime im Körper ausbreiten und zu einer Erkrankung führen. Je nach Erreger sind dafür mehrere Impfdosen nötig: Im Regelfall braucht man zwei bis vier Teilimpfungen, um einen ausreichenden Grundschutz zu erreichen. Die breite Bevölkerung wird erst nach Abschluss der Grundimmunisierung immun. Dies bedeutet in der Regel, dass es einige Monate dauert, bis die geimpften Personen einen vollständigen Schutz haben.
Die Entwicklung der Immunität kann je nach Impfstoff einige Wochen in Anspruch nehmen. Gelegentlich sind mehrere Teilimpfungen erforderlich, da eine einzelne Impfung normalerweise nur eine begrenzte Immunreaktion auslöst. Die volle Immunität wird erst erreicht, wenn alle empfohlenen Teilimpfungen verabreicht wurden, wodurch der Körper über einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft gegen den Erreger geschützt ist.
Einige Impfungen bieten lebenslangen Schutz, während andere im Laufe der Zeit an Wirksamkeit verlieren und nach einigen Jahren erneut aufgefrischt werden müssen. Nach der Auffrischung bleibt der Körper für einen längeren Zeitraum oder sogar dauerhaft gegen den Erreger unempfindlich.
Es gibt auch Krankheitserreger, die sich verändern, wie beispielsweise die Influenza-Erreger der echten Grippe. In solchen Fällen können jährliche Impfungen mit neuen Impfstoffen erforderlich sein, um den Schutz aufrechtzuerhalten.
Wie lange wirken Impfungen?
Die Wirkungsdauer von Impfungen variiert. Einige Impfungen bieten lebenslangen Schutz, zum Beispiel sind Kinder nach der Grundimmunisierung lebenslang gegen Masern, Mumps und Röteln immun. Andere Impfungen erfordern Auffrischungen nach einiger Zeit.
Welche Impfungen erneuert werden müssen, hängt von der Art des Impfstoffs ab. Im Allgemeinen gilt, dass Impfstoffe, die nur Teile des Erregers oder inaktiviertes Toxin oder Bakteriengift enthalten, den Schutz allmählich verlieren, wie dies bei Tetanus der Fall ist. Bei Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Polio oder Keuchhusten ist daher regelmäßiges Auffrischen erforderlich.
Wie oft sollte man auffrischen?
Die meisten Impfungen sollte man alle fünf bis zehn Jahre erneuern, mit Ausnahme der saisonalen Grippeimpfung. Personen, die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Grippeimpfung empfohlen werden oder die diese Impfung aus anderen Gründen erhalten möchten, sollten den Impfschutz jährlich auffrischen. Dies liegt daran, dass sich der Grippeerreger schnell verändert und der Impfstoff entsprechend angepasst werden muss.
Es ist ratsam, Auffrischimpfungen eher früher als später durchzuführen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht keine schädlichen Auswirkungen bei einer vorzeitigen Auffrischung, und die STIKO empfiehlt sogar, sich öfter impfen zu lassen, selbst wenn der reguläre Auffrischungszeitpunkt noch in weiter Ferne liegt.
Besonders ältere Menschen sollten dies in Betracht ziehen, da Personen ab 60 Jahren auf Auffrischimpfungen, beispielsweise gegen Tetanus, FSME, Keuchhusten und Diphtherie, schwächer reagieren, und die Wirkung bei ihnen kürzer anhält. Die gute Nachricht ist, dass das Immunsystem von Menschen, die regelmäßig im Laufe ihres Lebens geimpft wurden, auch im Alter effektiver auf erneute Impfungen anspricht.